Die letzten anderthalb Jahre verbrachte ich zu einem grossen Teil in der Klinik. Wegen der EKT, weil ich sehr viele Medikamente nehmen musste und da ich mich psychisch in Ausnahmesituationen befand, kann ich mich an viele Dinge nicht mehr erinnern. Im Nachhinein ist das für mich eine dunkle Zeit.

In dieser Phase lebte ich sozusagen für mich allein. Ich war abgeschieden in verschiedenen Kliniken, wurde dort umsorgt und konnte mich nur um mich und meine eigenen Probleme kümmern. Auf der anderen Seite waren meine Frau und mein Sohn allein zuhause. Sie mussten den Alltag ohne mich gestalten. Trotz regelmässigen Telefonaten und Besuchen, gewöhnten wir uns an ein Leben getrennt voneinander.

Jetzt bin ich wieder daheim und wir müssen uns alle neu darauf einstellen. Mein Sohn hat meine Frau gefragt, ob ich denn jetzt wieder definitiv hier wohne. Für ihn ist das nicht mehr normal. Ich muss mich ausserdem wieder daran gewöhnen, meinen Teil im Haushalt zu übernehmen, bereits die kleinsten Aufgaben sind für mich ungewohnt. Ich muss auch den Rhythmus im Zusammenleben wieder finden. Dies beginnt schon bei der Kommunikation. Meine Frau, mein Sohn und auch ich brauchen dabei viel Geduld miteinander.

Neben den normalen Herausforderungen des Familienlebens, muss ich noch mit meinen Stimmungsschwankungen klarkommen. Die sind nicht einfach ganz weg. Zum Glück konnte mich gestern meine Frau zur Psychiaterin begleiten. Dort konnten wir Lösungen finden, um diesen Prozess zu unterstützen.

Trotz allem freuen wir uns, wieder einen gemeinsamen Alltag als Familie zu haben. Ich konnte schon einige schwierige Situationen überwinden, bei denen ich im letzten Jahr noch in der Klinik gelandet wäre. Und ich halte mich an die Worte meines Sohns: «Papi, es ist schön, dass du wieder da bist!» Sie geben mir Kraft und ich bin dankbar, dass ein neuer Lebensabschnitt begonnen hat.