Ein Leben auf der Achterbahn.

Monat: Februar 2022 Seite 1 von 3

Suizidgedanken

*Triggerwarnung*

Eine Bemerkung vorweg. Ich schreibe heute über ein heikles Thema. Wenn du momentan Mühe mit Suizidgedanken hast oder dich das Thema sonst triggern kann, dann lies bitte nicht weiter. Hilfe erhältst du zum Beispiel beim Notfallpsychiater in deiner Region oder bei der Dargebotenen Hand, Telefonnummer 143 (Schweiz). Im Notfall melde dich beim (Polizei-)Notruf (International 112).

Wenn alles zu viel wird. Wenn man genug von allem hat. Wenn man keinen Sinn mehr sieht, kein Licht am Ende des Tunnels… Sie können leider dazugehören, zu Depressionen und bipolaren Störungen: Suizidgedanken. Ich kenne das nur zu gut. Ich war schon mehr als einmal kurz davor, mir etwas anzutun.

Was ich aber über die Jahre gelernt habe ist, dass man sich auch im tiefsten Loch noch Hilfe holen kann. Das kann unglaublich viel Kraft kosten, ja fast unmöglich scheinen. Aber irgendwie geht es. Und es lohnt sich, auch wenn es nicht so scheint.

Ich möchte dich ermutigen: Sprich mit jemandem über deine Not. Hol dir professionelle Hilfe. Es kann sein, dass es sinnvoll ist, wenn du in eine Klinik gehst, um dich zu schützen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir gerade in der Psychiatrie gut geholfen wurde. Vor allem dann, wenn meine Suizidgedanken mit einem grossen Handlungsdruck einhergingen.

Ich kann dir keine professionelle Abhandlung über Suizidgedanken anbieten. Ich kann hier nur meine Erfahrung teilen. Aber bei mir war es immer so, dass es irgendwo noch ein kleines, kleines Fünkchen Kraft in mir gab. Ich musste mich jeweils nur unheimlich überwinden, diese Kraft zu aktivieren und mir Hilfe zu holen. Tu das auch! Heute bin ich froh, dass ich meine Gedanken jeweils jemandem anvertraut habe.

Schlaf

Ich schreibe diese Zeilen um 02:55 Uhr in der Nacht. Das ist nicht sehr optimal. Eigentlich sollte ich um diese Zeit schlafen.

Schlaf ist wichtig. Normalerweise ist mein Schlaf nur in manischen und depressiven Phasen gestört. Aber seit einigen Monaten wache ich immer so zwischen 01:00 und 03:00 Uhr auf, obwohl ich meistens einigermassen ausgeglichen bin.

Die schlaflosen Stunden mitten in der Nacht sind quälend lang. Mich einfach wieder im Bett umdrehen und weiterschlafen kann ich nicht. Ich habe gelernt, dass ich mich für etwa eine Stunde beschäftigen muss. Irgendwie. Anschliessend schlafe ich dann meist wieder ein.

Mit Medikamenten kann ich meinen Schlaf unterstützen. Meistens nehme ich vor dem Schlafen ein pflanzliches Präparat. Das hilft so ein bisschen. Ich habe auch noch eine stärkere Tablette, die ich nehmen kann. Diese macht jedoch abhängig. Deshalb versuche ich, wenn immer möglich auf sie zu verzichten. Ich wünsche allen guten Schlaf und daraufhin einen guten Tag (auch wenn es nach Krieg im Osten aussieht).

Verfolgungswahn

Normalerweise trage ich ja immer meine Umhängetasche mit mir herum. Da drin habe ich einen Beutel mit all meinen kleinen Hilfsmitteln, die mir helfen, mich selbst zu regulieren. Ausserdem sind da auch Reservemedikamente für den Notfall drin.

Heute ging ich mit meiner Frau und meinem Sohn nach Zürich. Da es mir so weit in Ordnung ging, entschied ich mich, meine Tasche nicht mitzunehmen. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.

Am Bahnhof sah ich eine Polizistin in Zivil, die ich vom Sehen her kannte. Das löste etwas in mir aus. Innert einer halben Stunde entwickelte ich einen starken Verfolgungswahn. Das habe ich manchmal, wenn es bei mir in Richtung Manie geht. Ich hatte das Gefühl, dass überall verdeckte Polizisten standen, die mich beobachteten.

Wir mussten dann möglichst schnell zurück mit dem Zug, damit ich meine Medikamente nehmen konnte. Diese verhindern, dass sich der Zustand zu einer voll ausgewachsenen Manie entwickelt.

Jetzt sitze ich hier und hoffe, dass die Wirkung der Medikamente bald eintritt. Ich habe das Gefühl, dass in unserer Wohnung Kameras und Mikrofone versteckt sind. Ausserdem rechne ich jeden Augenblick damit, dass die Sondereinheit unsere Wohnung stürmt. Tönt vielleicht skurril, fühlt sich aber für mich total realistisch an.

Hoffentlich geben euch diese Zeilen einen kleinen Einblick in einen psychischen Ausnahmezustand, wie ich ihn immer mal wieder erlebe. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.

Zahnarzt

Ich weiss nicht, ob das typisch ist. In den letzten sieben Jahren war ich wegen diverser Krisen und Klinikaufenthalten über weite Strecken ausser Gefecht. Aus diesem Grund habe ich gewisse Dinge völlig vernachlässigt. Da wären zum Beispiel die zwei Schubladen, die sich immer mehr mit, teils wichtigen, Dokumenten gefüllt haben. Oder da wäre auch der regelmässige Zahnarztbesuch, der einfach nie zustande gekommen ist. Die Liste könnte ich noch weiterführen…

Am Beispiel des Zahnarztbesuchs kann ich meinen Punkt vielleicht am besten erläutern. Es mag peinlich sein, aber ich war zuletzt im Jahr 2015 zur Routinekontrolle und Zahnreinigung beim Zahnarzt. Danach habe ich es einfach nicht mehr geschafft. Die Hürde, wieder einen Termin abzumachen, wurde immer grösser. Mit meiner Krankheit hatte ich zudem einfach zu viel um die Ohren.

Diesen Januar habe ich es nun geschafft und ich ging endlich wieder zum Zahnarzt. Und es war gar nicht so schlimm. Alles in Ordnung – nur der Weisheitszahn musste raus.

Dieses Beispiel zeigt mir, wie schwierig die Alltagsbewältigung mit einer psychischen Krankheit sein kann. Die kleinsten Dinge werden zu unüberwindbaren Hürden. Es fehlt einfach die Kraft. Oder man ist über Wochen einfach weg in einer Klinik. Da bleibt so manches liegen.

Was fällt dir schwer? Melde dich doch bei mir, ich würde mich freuen.

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