Meine bipolare Störung

Ein Leben auf der Achterbahn.

Nervöser Tag

Morgen gehe ich wieder schnuppern. Und das macht mich nervös. Objektiv gesehen gibt es keinen Grund, weshalb mich das komplett aus der Bahn werfen und blockieren sollte. Meine Emotionen, meine Stimmung und mein Antrieb scheinen dies aber nicht zu wissen. Alle Voraussetzungen für einen schrecklichen Tag waren heute also gegeben.

Trotzdem habe ich es geschafft:

  • aufzustehen
  • zu duschen und die Zähne zu putzen
  • in einem Buch zu lesen
  • Zeitung zu lesen
  • das Bad zu putzen
  • den Abwasch zu machen
  • mit meiner Frau und meinem Sohn spazieren zu gehen
  • meinem Sohn aus einem Heft vorzulesen

Ich gebe es zu, zwischendrin lag ich auch im Bett und suhlte mich in meinem Elend. Aber im Grossen und Ganzen habe ich den Tag recht erfolgreich gemeistert. Noch vor einiger Zeit hätte ich einen heiklen Tag nicht so gut hinter mich gebracht.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie das Schnuppern wird. Ich werde euch auf dem Laufenden halten. Bis dahin wünsche ich einen schönen Abend und einen guten Start in die Woche.

Gedicht

Nachdem ich gerade aus einer depressiven Phase komme, hier noch ein Gedicht, das ich vor einigen Jahren geschrieben habe:

Mein Leben liegt in Trümmern da,
grad wie nach einem Kriege.
Die Welt, die dreht sich fort und fort,
während ich verwundet liege.

Weit weg und doch so nah seh ich,
wie Menschen bei mir stehen.
Sie kümmern sich und können doch
mein Trümmerfeld nicht sehen.

Es lacht mich aus der Sensemann
und will mich zu sich rufen:
"Komm herab zu mir mein Sohn,
es sind nicht viele Stufen."

Mein Leben liegt in Trümmern da,
ich kann es selbst nicht ändern.
Ich hoff auf Gott, dass er mich trägt
mit unsichtbaren Bändern.

(Zürich, 2015)

Klinik und Schnuppern

Ich habe mich nun schon einige Tage nicht mehr gemeldet. Das liegt daran, dass es mir sehr schlecht ging. Zusammen mit meiner Psychiaterin habe ich mich entschieden, zur Krisenintervention in die Klinik zu gehen.

Mittlerweile geht es mir wieder besser. Ich konnte gestern morgen schon wieder aus der Klinik austreten. Glücklicherweise war es diesmal ein verhältnismässig kurzer Klinikaufenthalt. Trotzdem ist es für mich frustrierend. Ich hatte eigentlich gehofft, diesmal für längere Zeit Zuhause sein zu können. Und nun musste ich schon wieder weg. Irgendwie hinterlässt dies bei mir ein bisschen das Gefühl, versagt zu haben. Auch wenn ich weiss, dass es völlig legitim ist, sich in der Klinik Hilfe zu holen.

Auslöser der jetzigen Krise war wahrscheinlich, dass das Schnuppern für meine geschützte Arbeitsstelle angestanden ist. Dies löste einen enormen Stress bei mir aus. Der Stress führte dann zu einer schwer depressiven Stimmungslage.

Zum Glück konnte ich von der Klinik aus zum Probearbeiten gehen. Die Stimmung am Arbeitsplatz hat mir sehr gut gefallen. Die Leute waren supernett. Was aber nicht so gepasst hat, war die Arbeit selbst. Man musste so genau und konzentriert arbeiten, dass ich davon ganz angespannt wurde. Wir haben uns dann gemeinsam dafür entschieden, dass ich die Stelle nicht antrete. Mir wurde aber angeboten, dass ich im gleichen Betrieb im Mitarbeitercafé schnuppern kann. Darauf freue ich mich sehr!

So, das wäre ein kurzes Update von meiner Seite. Ich hoffe ich kann mich in nächster Zeit wieder regelmässiger melden.

Suizidgedanken

*Triggerwarnung*

Eine Bemerkung vorweg. Ich schreibe heute über ein heikles Thema. Wenn du momentan Mühe mit Suizidgedanken hast oder dich das Thema sonst triggern kann, dann lies bitte nicht weiter. Hilfe erhältst du zum Beispiel beim Notfallpsychiater in deiner Region oder bei der Dargebotenen Hand, Telefonnummer 143 (Schweiz). Im Notfall melde dich beim (Polizei-)Notruf (International 112).

Wenn alles zu viel wird. Wenn man genug von allem hat. Wenn man keinen Sinn mehr sieht, kein Licht am Ende des Tunnels… Sie können leider dazugehören, zu Depressionen und bipolaren Störungen: Suizidgedanken. Ich kenne das nur zu gut. Ich war schon mehr als einmal kurz davor, mir etwas anzutun.

Was ich aber über die Jahre gelernt habe ist, dass man sich auch im tiefsten Loch noch Hilfe holen kann. Das kann unglaublich viel Kraft kosten, ja fast unmöglich scheinen. Aber irgendwie geht es. Und es lohnt sich, auch wenn es nicht so scheint.

Ich möchte dich ermutigen: Sprich mit jemandem über deine Not. Hol dir professionelle Hilfe. Es kann sein, dass es sinnvoll ist, wenn du in eine Klinik gehst, um dich zu schützen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir gerade in der Psychiatrie gut geholfen wurde. Vor allem dann, wenn meine Suizidgedanken mit einem grossen Handlungsdruck einhergingen.

Ich kann dir keine professionelle Abhandlung über Suizidgedanken anbieten. Ich kann hier nur meine Erfahrung teilen. Aber bei mir war es immer so, dass es irgendwo noch ein kleines, kleines Fünkchen Kraft in mir gab. Ich musste mich jeweils nur unheimlich überwinden, diese Kraft zu aktivieren und mir Hilfe zu holen. Tu das auch! Heute bin ich froh, dass ich meine Gedanken jeweils jemandem anvertraut habe.

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