Meine bipolare Störung

Ein Leben auf der Achterbahn.

Ferien 2.0

Mir geht es gut. Seit einigen Wochen ist meine Stimmung einigermassen stabil. Ich habe jedoch von Zeit zu Zeit mit meinem Antrieb zu kämpfen.

Besonders bemerkbar gemacht hat sich meine verbesserte Stimmung in unseren Ferien. Ich verbrachte mit meiner Familie eine Woche in den Bergen. Ich blieb die ganze Zeit im Ferienort und konnte unser Programm mitmachen.

Dass ich in die Ferien fahren konnte und dort auch präsent war, ist nicht selbstverständlich. Ich habe an dieser Stelle schon früher berichtet, dass unsere Ferien in Venedig für mich ins Wasser gefallen sind. Ganz allgemein hat es in den letzten Jahren nicht mit Ferien funktioniert.

In der Zwischenzeit habe ich gelernt, dass ich auch trotz mangelndem Antrieb und gedrückter Stimmung in der Lage bin, im Alltag zu funktionieren. Ich muss mir einfach eingestehen, dass ich gewisse Dinge langsam angehen muss. Lieber etwas bei den Aktivitäten zurückstecken, als ganz darauf zu verzichten. So las ich in den Ferien zum Beispiel ein Buch, während meine Frau und mein Sohn in einem Bachbett spielten.

Meine Stimmung und mein Antrieb erlauben es mir nicht immer, alles so zu erledigen, wie ich es gerne wollte. Aber das heisst nicht, dass ich mich einfach zurückziehen muss. Einfach ins Bett zu liegen und nichts zu tun, darf keine Option mehr sein. Um dies umzusetzen, helfen mir meine Therapie und meine Medikamente.

Ich hoffe, hier schon bald wieder gute Neuigkeiten zu berichten. Bis dahin wünsche ich euch alles Gute.

Update…

Uff… Nach fast 6 Wochen Klinikaufenthalt, bin ich vor einigen Wochen wieder nach Hause gekommen. Der Wechsel von der Klinik zurück in die eigene Wohnung ist immer etwas Besonderes. Ich freue mich jeweils unheimlich, dass ich wieder in meiner gewohnten Umgebung bin. Es ist aber immer auch eine grosse Herausforderung, wieder mit allen Aufgaben und Anforderungen zurecht zu kommen.

Ausserdem konnte ich wieder mit meiner Arbeit beginnen. Ich habe es eine Woche geschafft, meine Arbeitszeiten einzuhalten. Tönt vielleicht nicht nach viel, für mich ist das aber eine grosse Leistung. So viel gearbeitet habe ich schon fast ein Jahr nicht mehr.

Es tat gut, einmal eine Phase ohne Hochs und Tiefs zu haben. Ich konnte meinen Fokus so mehr auf den Alltag und meine Familie richten. Leider ist die Ruhe seit bald drei Wochen schon wieder vorbei. Bei mir herrscht emotionales Chaos. Ich bin in eine tiefe, depressive Phase gerutscht.

Weil ich schon wieder so lange bei der Arbeit ausgefallen bin, musste ich mich entscheiden, meine Arbeitsstelle zu künden. Diese Entscheidung ist mir nicht einfach gefallen. Ich hoffe, so besser zur Ruhe zu kommen. Ich werde euch hier auf dem Laufenden halten, wie es nun weitergeht.

Psychotisch in der Klinik

Jetzt gerade sitze ich in meinem Einzelzimmer und schaue aus dem Fenster. Ich kann das Fenster zwar öffnen, doch eine dicke Glasscheibe davor hindert mich daran, aus dem Fenster zu steigen. Psychische Gesundheit verläuft nicht linear. Schon wieder bin ich in der Klinik. Wegen psychotischer Symptome, die meine bipolare Störung von Zeit zu Zeit begleiten.

Immerhin ein Einzelzimmer. So habe ich meine eigenen vier Wände. Ich stelle mir vor, dass das Zimmer eines Mönches ähnlich spartanisch eingerichtet ist. Ein Bett, ein Tisch mit Stuhl und ein Kleiderschrank. An das Whiteboard oberhalb des Tischs habe ich ein Bild von meiner Frau, meinem Sohn und mir aufgehängt. Das macht das Zimmer immerhin ein bisschen wohnlicher.

Eigentlich hätte ich Grund zur Freude. Mein Probearbeiten verlief gut und ich wurde von der Stiftung angestellt. Drei Vormittage in der Woche kann ich nun in einem kleinen Kaffee mitarbeiten. Nur musste ich jetzt schon in der ersten Woche fehlen. Und meine Abwesenheit wird noch einige weitere Wochen dauern.

In der Klinik werden meine Medikamente angepasst. Das ist anstrengend. Die Nebenwirkungen des neuen Präparats machen mir zu schaffen. Ich bin ständig müde, fühle mich wie ein Faultier, das regungslos an einem Ast hängt und sich nur selten zu einer Bewegung durchringen kann. Die Medikamentenumstellung bedeutet auch, dass ich noch mehrere Wochen in der Klinik bleiben muss.

Wollt ihr noch mehr wissen? Interessiert euch meine Psychose? Meldet euch doch bei mir. Auf alle Fälle wünsche ich euch schöne und sonnige Pfingsten. Bis zum nächsten Mal.

Schnuppern und Ferien

Ich denke man kann mit gutem Recht sagen, dass ich turbulente Wochen hinter mir habe. Zuerst kam Corona. Nachdem wir lange vom Virus verschont geblieben waren, suchte auch uns die Pandemie heim. Dies verhinderte, dass ich wie geplant schnuppern gehen konnte. Nachdem ich die Krankheit ausgestanden hatte, ging es dann ans Probearbeiten. Doch da spielte mir dann ab dem zweiten Tag meine Psyche wiedermal einen Streich. Ich musste das Schnuppern abbrechen. Doch aufgeschoben ist zum Glück nicht aufgehoben. So wie es aussieht, kann ich die fehlenden Tage bald nacholen.

Und dann kam der lange erwartete Urlaub in Italien. Die Zugreise nach Venedig verlief noch ganz in Ordnung. Als wir jedoch in der Stadt das Schiff in Richtung Markusplatz besteigen wollten, hatte ich in der wartenden Menschenmenge eine Panikattacke. Fluchtartig verliess ich den Wartebereich. Wir entschieden uns dann, den Weg mit dem ganzen Gepäck zu Fuss zu gehen. Eine Stadtbesichtigung, die ich mir eigentlich anderst vorgestellt hätte…

Die ersten Tage auf dem Zeltplatz waren dann wunderschön. Ich genoss die Zeit mit meiner Familie und meinen Schwiegereltern. Leider hielt der Frieden nicht für lange. Meine Stimmung wurde plötzlich depressiver und ich begann, Monster zu sehen, die mich heimsuchen wollten. In einer Blitzaktion holten mich mein Vater und mein Bruder mit dem Auto zurück in die Schweiz. Dadurch wollte ich verhindern, dass ich in Italien notfallmässig in eine Klinik eingewiesen würde.

Jetzt sitze ich hier im Regen und warte darauf, dass meine Familie nach Hause kommt. Es frustriert mich, dass meine Krankheit immer noch einen solchen Einfluss auf mein Leben hat. Obwohl doch schon Vieles besser gelingt als im letzten Jahr. Viele Stimmungsschwankungen kann ich abfangen, die mich vor kurzer Zeit noch völlig aus der Bahn geworfen hätten. Gespannt erwarte ich also, wie sich alles in den nächsten Tagen entwickeln wird. Ich werde mich wieder melden.

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