Ein Leben auf der Achterbahn.

Schlagwort: Depression Seite 1 von 2

Herzstillstand

Ein kurzer Beitrag – mit grossem Inhalt.

Diese Woche habe ich mit der Elektrokonvulsionstherapie (EKT) begonnen. Ich musste mehrere Monate darauf warten, bis ich jetzt endlich an die Reihe kam. Bei der EKT wird unter Vollnarkose ein kleiner Strom auf das Gehirn abgegeben. Dadurch wird ein Krampfanfall provoziert. Diese Prozedur wird ungefähr dreimal wöchentlich und insgesamt ca. 12-mal durchgeführt. Ich habe vor einigen Jahren schon eine EKT-Serie gemacht und darüber hier geschrieben.

Das Risiko bei der EKT ist gering. Beschränkt es sich doch grösstenteils auf das Risiko der Vollnarkose. So lief die erste Sitzung am Montag auch ohne besondere Vorkommnisse ab. Ausser ein bisschen Kopfschmerzen und grosser Müdigkeit hatte ich keine Probleme. Anders dann am Mittwoch…

Am Mittwoch ging ich, wie gewohnt, in nüchternem Zustand zur Klinik, wo ich freundlich begrüsst wurde. Ohne grosse Wartezeit, wurde ich in den Behandlungsraum gebracht. Dort wurde mir eine Infusion gelegt und ich schlief schnell ein. Als ich wieder aufwachte, merkte ich schnell, dass etwas nicht stimmte.

Das Pflegepersonal flüsterte vor dem Vorhang, der mein Spitalbett abschirmte.

Kurz darauf erfuhr ich auch wieso: Mein Herz hatte während der Therapiesitzung zweimal einen Stillstand. Ich war ziemlich schockiert! Ich konnte es am Anfang gar nicht fassen. Ich fühlte mich gar nicht aussergewöhnlich schlecht. Ich wurde dann auch nach kurzer Zeit nach Hause entlassen. Erst am Abend realisierte ich so richtig, was geschehen war.

Zum Glück geht es mir jetzt wieder gut. Ich habe keine unerwünschten Nebenwirkungen mehr. Ich konnte am Folgetag zu einer Herzuntersuchung zum Kardiologen. Dieser hat Entwarnung gegeben. Ich kann mit der EKT weiterfahren.

Ich bin jetzt dementsprechend nervös im Hinblick auf die nächste EKT-Sitzung, aber ich werde am Montag wieder in die Klinik gehen für die nächste Runde.

Ich melde mich dann wieder, wie es geklappt hat.

Ferien 2.0

Mir geht es gut. Seit einigen Wochen ist meine Stimmung einigermassen stabil. Ich habe jedoch von Zeit zu Zeit mit meinem Antrieb zu kämpfen.

Besonders bemerkbar gemacht hat sich meine verbesserte Stimmung in unseren Ferien. Ich verbrachte mit meiner Familie eine Woche in den Bergen. Ich blieb die ganze Zeit im Ferienort und konnte unser Programm mitmachen.

Dass ich in die Ferien fahren konnte und dort auch präsent war, ist nicht selbstverständlich. Ich habe an dieser Stelle schon früher berichtet, dass unsere Ferien in Venedig für mich ins Wasser gefallen sind. Ganz allgemein hat es in den letzten Jahren nicht mit Ferien funktioniert.

In der Zwischenzeit habe ich gelernt, dass ich auch trotz mangelndem Antrieb und gedrückter Stimmung in der Lage bin, im Alltag zu funktionieren. Ich muss mir einfach eingestehen, dass ich gewisse Dinge langsam angehen muss. Lieber etwas bei den Aktivitäten zurückstecken, als ganz darauf zu verzichten. So las ich in den Ferien zum Beispiel ein Buch, während meine Frau und mein Sohn in einem Bachbett spielten.

Meine Stimmung und mein Antrieb erlauben es mir nicht immer, alles so zu erledigen, wie ich es gerne wollte. Aber das heisst nicht, dass ich mich einfach zurückziehen muss. Einfach ins Bett zu liegen und nichts zu tun, darf keine Option mehr sein. Um dies umzusetzen, helfen mir meine Therapie und meine Medikamente.

Ich hoffe, hier schon bald wieder gute Neuigkeiten zu berichten. Bis dahin wünsche ich euch alles Gute.

Update…

Uff… Nach fast 6 Wochen Klinikaufenthalt, bin ich vor einigen Wochen wieder nach Hause gekommen. Der Wechsel von der Klinik zurück in die eigene Wohnung ist immer etwas Besonderes. Ich freue mich jeweils unheimlich, dass ich wieder in meiner gewohnten Umgebung bin. Es ist aber immer auch eine grosse Herausforderung, wieder mit allen Aufgaben und Anforderungen zurecht zu kommen.

Ausserdem konnte ich wieder mit meiner Arbeit beginnen. Ich habe es eine Woche geschafft, meine Arbeitszeiten einzuhalten. Tönt vielleicht nicht nach viel, für mich ist das aber eine grosse Leistung. So viel gearbeitet habe ich schon fast ein Jahr nicht mehr.

Es tat gut, einmal eine Phase ohne Hochs und Tiefs zu haben. Ich konnte meinen Fokus so mehr auf den Alltag und meine Familie richten. Leider ist die Ruhe seit bald drei Wochen schon wieder vorbei. Bei mir herrscht emotionales Chaos. Ich bin in eine tiefe, depressive Phase gerutscht.

Weil ich schon wieder so lange bei der Arbeit ausgefallen bin, musste ich mich entscheiden, meine Arbeitsstelle zu künden. Diese Entscheidung ist mir nicht einfach gefallen. Ich hoffe, so besser zur Ruhe zu kommen. Ich werde euch hier auf dem Laufenden halten, wie es nun weitergeht.

Nervöser Tag

Morgen gehe ich wieder schnuppern. Und das macht mich nervös. Objektiv gesehen gibt es keinen Grund, weshalb mich das komplett aus der Bahn werfen und blockieren sollte. Meine Emotionen, meine Stimmung und mein Antrieb scheinen dies aber nicht zu wissen. Alle Voraussetzungen für einen schrecklichen Tag waren heute also gegeben.

Trotzdem habe ich es geschafft:

  • aufzustehen
  • zu duschen und die Zähne zu putzen
  • in einem Buch zu lesen
  • Zeitung zu lesen
  • das Bad zu putzen
  • den Abwasch zu machen
  • mit meiner Frau und meinem Sohn spazieren zu gehen
  • meinem Sohn aus einem Heft vorzulesen

Ich gebe es zu, zwischendrin lag ich auch im Bett und suhlte mich in meinem Elend. Aber im Grossen und Ganzen habe ich den Tag recht erfolgreich gemeistert. Noch vor einiger Zeit hätte ich einen heiklen Tag nicht so gut hinter mich gebracht.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie das Schnuppern wird. Ich werde euch auf dem Laufenden halten. Bis dahin wünsche ich einen schönen Abend und einen guten Start in die Woche.

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